Ist die Rückseite des Mondes immer dunkel?
Eine Seite des Mondes ist von der Erde aus niemals sichtbar. Es gibt jedoch keine Mondhälfte, die immer im Schatten liegt.
Erdabgewandte Mondseite
Von der Erde aus sehen wir immer dieselbe Mondhälfte, die gegenüberliegende Seite ist niemals sichtbar.
Zwar umkreist der Mond innerhalb von etwa 29,5 Tagen die Erde – er dreht sich jedoch gleichzeitig um seine eigene Achse, und zwar in derselben Richtung und Geschwindigkeit. Wie ein Ball, der an einer Schnur befestigt und im Kreis geschleudert wird, zeigt so immer dieselbe Seite zur Erde. Astronomen bezeichnen dieses Phänomen als gebundene Rotation. Es wird durch die Gezeitenkräfte der Erde ausgelöst.
1959: Erste Bilder der Mondrückseite
Bis vor wenigen Jahrzehnten hatte kein Mensch die Rückseite des Mondes jemals erblickt. Erst im Oktober 1959 lieferte die sowjetische Mondsonde Lunik 3 erste körnige Bilder.
Durch den Einsatz moderner Sonden wie dem Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) der NASA hat sich die Bildqualität seitdem stark verbessert (siehe Bild). Heute existieren hochauflösende Bilder und Karten der gesamten Mondoberfläche, welche sowohl die Vorder- als auch die Rückseite des Mondes detailliert wiedergeben.
Gibt es eine dunkle Mondhälfte?
Spätestens seit dem 1973 veröffentlichten Hitalbum Dark Side of the Moon der Rockband Pink Floyd wird in der Populärkultur über eine immerdunkle Mondseite fantasiert. Vom US-amerikanischen Sciencefiction-Thriller Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes bis zu Martin Suters Roman Die dunkle Seite des Mondes findet die Idee, mal im wörtlichen und mal im übertragenen Sinne, in vielen Werken Resonanz. Besonders im Internet kursieren zudem zahlreiche Konspirationstheorien über die vermeintlichen Geheimnisse der Nachtseite des Mondes. Dabei geht es wahlweise um bei der Auswertung von Mondfotos angeblich gesichtete Gebäude oder vertuschte Begegnungen US-amerikanischer Astronauten mit Außerirdischen.
Tatsächlich liegen aufgrund der Kugelform des Mondes immer 50% der Mondoberfläche im Schatten. Es gibt jedoch keine Mondhälfte, auf der immer Nacht herrscht. Vergleichbar mit dem Tag-Nacht-Rhythmus auf der Erde bestrahlt die Sonne den Mond aufgrund seiner Rotation aus einem immer variierenden Winkel.
Zwar dreht sich der Mond viel langsamer als die Erde: Aufgrund der gebundenen Rotation hat ein Tag auf dem Mond die Dauer einer kompletten Lunation, welche alle Mondphasen umspannt – also etwa 29,5 Erdentage. Das Prinzip ist trotzdem dasselbe: Der Mond dreht sich, während die Sonne stillsteht. So werden ständig andere Teile der Mondoberfläche bestrahlt.
Entgegengesetzte Mondphasen
Außer bei Mondfinsternissen bestrahlt die Sonne immer eine Hälfte der Mondkugel. Die Mondphasen ergeben sich aus unserer Perspektive auf die helle und dunkle Mondhälfte: Bei Vollmond schauen wir auf die helle Tagseite des Mondes, bei Neumond auf die dunkle Nachtseite.
Auf der erdabgewandten Mondseite unterscheidet sich der Blickwinkel um 180 Grad. Deswegen herrscht hier immer die entgegengesetzte Mondphase. Erhellt auf der Erde zum Beispiel ein Vollmond den Nachthimmel, ist auf der gegenüberliegenden Seite des Mondes nichts von der Tagseite des Mondes zu sehen – es ist Neumond.
Die Mondtäuschung
Der Mond wirkt besonders groß, wenn er bei Mondaufgang oder Monduntergang knapp über dem Horizont steht. Warum ist das so?
Was ist die Mondtäuschung?
Die Mondtäuschung ist eine optische Täuschung, die den Mond größer erscheinen lässt, wenn er direkt über dem Horizont steht. Für dieses psychologische Phänomen gibt mehrere Erklärungsversuche, seine Wirkungsweise wurde jedoch noch nicht abschließend geklärt. Tatsächlich ist der scheinbare Durchmesser der Mondscheibe bei Aufgang und Untergang nicht größer, sondern etwas kleiner.
Aufgehender Mond ist kleiner
Es ist ein beliebtes Motiv bei Mondfotografen, Sternguckern und Romantikern: Wenn sich die fahle, gelb-orange Scheibe des Vollmondes langsam über den Horizont schiebt, wirkt der Erdtrabant besonders groß und spektakulär. Gerade für Supermond-Fans sind Mondaufgang und Monduntergang die besten Zeitpunkte, um den ungewöhnlich nahen Himmelskörper zu bewundern.
Es mag deshalb überraschen, dass der Mond bei Aufgang und Untergang überhaupt nicht größer erscheint. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Er ist dann etwa 6400 Kilometer weiter von uns entfernt, als wenn er im Zenit steht. Mit der Gesamtentfernung zwischen Erde und Mond verrechnet, erscheint die Mondscheibe dann also sogar um etwa 1,5% kleiner.
Teile der Mondrückseite sichtbar
Für uns Erdlinge ist immer nur eine Hälfte des Mondes sichtbar. Im Laufe eines synodischen Monats, in dem der Mond die Erde einmal komplett umrundet und alle Mondphasen durchläuft, können wir jedoch insgesamt etwa 58% der Mondoberfläche erspähen.
Schuld ist die Libration, eine scheinbare Taumelbewegung des Mondes. Diese entsteht dadurch, dass sich der Mond nicht ganz gleichmäßig durch den Weltraum bewegt. So neigt er sich aus unserer Perspektive mal zu uns hin, mal von uns weg; an manchen Tagen scheint er sich ein wenig nach links, an anderen Tagen wieder geringfügig nach rechts zu drehen.
So kommen von der Erde aus gesehen nahe des Mondhorizonts (also am Rand der Mondscheibe) jede Nacht andere Bereiche der Mondoberfläche ins Blickfeld. Mit der Zeit bekommen wir so etwas mehr als die Hälfte der Oberfläche zu Gesicht. Der größte Teil der erdabgewandten Mondseite bleibt uns jedoch trotz Libration dauerhaft verborgen.